Mein Ansatz
Ich glaube, dass jeder Mensch eine innere Instanz hat, die an der eigenen Entwicklung und Gesundung interessiert ist. Dieser Instanz kann man - je nach Weltanschauung - verschiedene Namen geben: innere Weisheit, Selbstheilungskräfte, Intuition, Seele, Schutzengel, das Göttliche in uns, etc.
Diese Instanz weiß am besten, was es für die eigene, weitere Entwicklung braucht. Sie führt uns beispielsweise zu 'zufälligen' Begegnungen. Wir schnappen hilfreiche Bemerkungen auf. Artikel oder Bücher fallen uns in die Hand, die genau zum rechten Zeitpunkt kommen. Es gibt aber auch Zeiten, in denen es uns schwer fällt Zugang zu dieser Instanz zu finden.
System- und Familienaufstellungen sind dabei ein sehr gutes Instrument, diesen Zugang wieder herzustellen. Daher ist es mir wichtig, dass die Aufstellung Ihr Prozess ist. Der Aufstellungsleiter ist lediglich dazu da, einen guten Rahmen zu schaffen und das Handwerkszeug bereit zu stellen, dass sich das zeigen darf, was jetzt gerade dran ist.
Nicht der Aufstellungsleiter ist die Autorität dessen, was in der Aufstellung passiert, noch führt er Lösungen nach dem Schulbuch herbei (auch wenn man sich das vielleicht wünscht). Anders als einige Anbieter von Aufstellungen glaube ich, dass Lösungen nur dann im Alltag ihre Wirkung entfalten, wenn Sie von den Stellvertretern und der/dem Klient/in als authentisch erfahren werden. Daher greife ich nur wenig in die Aufstellung ein und folge den Bewegungen, die sich natürlich zeigen. Angebotene Lösungssätze werden kritisch von den Stellvertretern überprüft, ob diese als passend empfunden werden. Ein passender Lösungsschritt kann man häufig daran erkennen, dass Stellvertreter oder Klient/in erleichtert aufatmen und sich deutlich leichter fühlen.
Gefühle helfen uns zu verstehen, ob etwas in unserem Leben in Ordnung ist oder nicht. Versteht man sie als Signalgeber, haben auch negative Gefühle wie Angst, Ekel, Wut eine wichtige Aufgabe: sie wollen uns vor etwas beschützten. Haben wir ihre Botschaft verstanden, so verschwinden die negativen Gefühle. Nicht immer schafft man es, negativen Gefühlen gegenüber eine so respektvolle und einladende Haltung einzunehmen. Wir versuchen sie zu verdrängen und am besten gar nicht mehr zu spüren. Damit verhärtet sich jedoch das Thema und auch die negativen Gefühle bleiben - zumindest unter der Oberfläche. Zudem kostet das permanente Verdrängen der Gefühle eine Menge Energie. Die wesentliche Frage ist also: wofür stehen die Gefühle und was wollen sie uns mitteilen. Daher achte ich in den Aufstellungen darauf, dass wir den sich zeigenden Gefühlen Raum geben und habe im Blick, dass der/die Klient/in emotional der Aufstellung folgen kann. Sind z.B. die Gefühle, die zwei Stellvertreter für einander empfinden unklar, so bitte ich sie Blickkontakt aufzunehmen. Schauen sich zwei Menschen in die Augen, so können sie sich meist nicht mehr hinter ihren "Geschichten" über den anderen verstecken und die wahren Gefühle kommen an die Oberfläche.
Die Familienaufstellung geht davon aus, dass wir immer ein Teil eines größeren Systems sind, in dem wir über Beziehungen eingebunden sind. Ohne unsere Eltern und Ahnen würden wir nicht existieren. Es ist illusorisch, dass wir uns vollständig unabhängig von unserem Familiensystem machen. Wir werden immer mit ihm verbunden bleiben. Wir selber sind auch in anderen Systemen eingebunden sein (z.B. am Arbeitsplatz, im Verein, Freundeskreis, Kulturkreis, Land) und sind selber als System angelegt (z.B. Organe im Körper und deren Zusammenspiel, psychische innere Anteile). Möchte man Themen verstehen, so lohnt es sich auf diese übergelagerte Ebene des Gesamtsystems zu schauen. Häufig sind wir oder andere nur Symptom einer Ursache, die häufig wo ganz anders im System zu suchen ist. Dann ist es klar, dass man die Lösung auch nicht bei sich selber finden kann. Gesundheitlich ist uns das allen bekannt. Hat man Kopfschmerzen, so kann es an den 2 Flaschen Wein liegen, die man am Vorabend getrunken hat und muss die Ursache nicht im Kopf selber suchen. Auch in Unternehmen sind häufig die "schwierigen Mitarbeiter" nicht das Problem sondern eher Problemindikatoren, die auf etwas ganz anderes aufmerksam machen wollen. Was dies jedoch genau ist, können sie häufig selber nicht benennen. Dabei ist wieder der Blick auf das Gesamtsystem notwendig, um diese Frage zu klären. Änderungen kann man jedoch nur an sich selber vornehmen. In Aufstellungen sieht man Themen von anderen z.B. Familienmitgliedern. Diese muss man ihnen jedoch so lassen. Jeder hat sein eigenes Schicksal und auch das Recht damit umzugehen, wie er/sie es möchte. Es wäre übergriffig und manipulativ jemand anderen ändern zu wollen - selbst wenn man denkt, dass es zu seinem Besten wäre. Daher arbeiten wir so, dass sich primär der Klient ändern kann. Ein System kann man sich wie ein Mobile vorstellen. Verändert sich der/die Klient/in, so passiert es nicht selten, dass automatisch auch die anderen Mitglieder sich in ihrem Verhalten anpassen.
Die nachfolgenden Absätze geben Ihnen einen Eindruck davon, wie ich System- und Familienaufstellungen verstehe und mit ihnen arbeite.
